TICKETINO sieht in der Fusion eine Chance für sich

Durch die Zusammenführung von Ticketcorner und Starticket kommt es zu Überschneidungen – es ist mit Entlassungen zu rechnen. Der Starticket-Standort in Zollikon soll bei Ticketcorner in Rümlang integriert werden. Konkurrent TICKETINO sieht in der Fusion eine Chance für sich. Derweil hält der Konsumentenschutz an seiner Kritik fest.

Die Ticketcorner Holding von Ringier und der CTS Eventim Gruppe tut sich mit der Starticket-Besitzerin Tamedia zusammen: Die Partner haben die Verträge für die Schweizer Ticketing-Gruppe unterzeichnet (persoenlich.com berichtete). «Diese Gruppe soll wachsen und neue Angebote entwickeln. Durch die Zusammenführung kann es in einigen Bereichen sicherlich zu Überschneidungen bei den Funktionen kommen, während anderswo aber auch ausgebaut wird», sagt Ringier-Sprecher Edi Estermann auf Anfrage von persoenlich.com.

Zusammenlegung auf der einen Seite, Ausbau auf der anderen Seite: Für das Personal wird diese Rechnung jedoch kein Nullsummenspiel. «Mit einem Stellenabbau ist, trotz aller Umsicht bei diesem Thema, dennoch zu rechnen», so Estermann. Eine konkrete Zahl oder wenigstens eine Grössenordnung will der Ringier-Sprecher nicht nennen. Ticketcorner beschäftigt derzeit rund 100 Mitarbeitende, Starticket 62.

Auch die Standorte der beiden Unternehmen – Ticketcorner in Rümlang und Starticket in Zollikon – dürften zusammengelegt werden. «Vorgesehen ist, dass es einen gemeinsamen Haupt-Standort geben wird, das macht organisatorisch natürlich Sinn», sagt Estermann. Dieser ist laut Estermann in Rümlang bei Ticketcorner vorgesehen. Auch hierzu will Ringier erst nach der Prüfung durch die Wettbewerbskommission Weko detaillierte Angaben machen.

Chance für die Konkurrenz

Dass es unter den Ticket-Anbietern zu einem Zusammenschluss kommt, war vorhersehbar. «Weil der Bereich insbesondere aufgrund der enormen technologischen Veränderungen eine sehr hohe Dynamik hat», so Estermann. So hat Anfang Jahr Starticket das St. Galler Ticketportal übernommen. Zur Fusion von Starticket und Ticketcorner sagt Estermann: «Die Schweizer Anbieter müssen sich auch gegen die internationale Konkurrenz positionieren.» Das Gerangel dürfte weitergehen: Erst Mitte Juni hat der US-Gigant Ticketmaster eine Schweizer Niederlassung gegründet, wie die «Handelszeitung» berichtete. Mit der neuen Schweizer Ticketing-Gruppe bringt man sich also in Position.

TICKETINO sieht Vorteile

Die Konkurrenz versucht diese Manöver positiv zu sehen. Nach diesem Zusammenschluss wird TICKETINO zur neuen Nummer zwei auf dem Schweizer Markt. «Unsere Chance ist, dass sich mehr und mehr Veranstalter bei dieser grossen Organisation nicht mehr wohlfühlen und sich nach einer kostengünstigen, selbstbedienbaren und einfachen Plattform sehnen, wo ihre Anliegen ernst genommen werden und die persönliche Zusammenarbeit im Vordergrund steht», sagt TICKETINO-CEO Franz Wyss gegenüber persoenlich.com. Für TICKETINO sei es von Vorteil, sich künftig nur noch gegen einen und nicht gegen zwei dominante Firmen durchsetzen zu müssen.

Gegen den Zusammenschluss hat TICKETINO nichts einzuwenden. «Wir werden bei der Weko nicht vorstellig», so Wyss. Denn: «Es ist gut, wenn der Markt in Bewegung bleibt, dann wird sich das beste Angebot sicher durchsetzen.» Nur so profitiere schliesslich der Konsument.

Anhaltende Kritik vom Konsumentenschutz

Weniger gelassen ist die Stifung für Konsumentenschutz SKS. Ein solcher Zusammenschluss sei schädlich für den Wettbewerb in diesem Bereich, sagte SKS-Geschäftsleiterin Sara Stalder gegenüber Radio 1. Ringier-Sprecher Edi Estermann entgegnet: «Die beiden Unternehmen operieren mit Marktpreisen. Dies wird auch nach dem Zusammenschluss so bleiben.» Der hohe Wettbewerbsdruck der anderen Anbieter und die technologischen Umwälzungen würden auch in Zukunft dafür sorgen, dass die Preise kompetitiv sein werden.

«Für internationale Gruppen und grosse Gigs kommen die Marktpreise ins Spiel», pflichtet Stalder gegenüber persoenlich.com bei. Aber bei schweizerischen oder regionalen Veranstaltungen bestünde keine Konkurrenz. «Zudem sind die Ticketpreise noch lange nicht der effektiv bezahlte Preis. Mirakulöserweise werden allerlei Gebühren aufgerechnet und das geschieht vollkommen intransparent – diese sind nirgends einsehbar und tauchen während des Bestellvorgangs auf», so Stalder.
Damit würde ein ursprünglicher konkurrenzfähiger Marktpreis bis am Schluss zu «einem Preis mit Monopolrente».

Originalartikel auf persoenlich.com.

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